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proWeiterbildung PLUS: Projekt pro-kom: Prognosebasierte Kompetenzbewertung für KMU

Das Projekt pro-kom arbeitet daran, frühzeitig Kompetenzdefizite und zukünftige Kompetenzbedarfe zu identifizieren, damit Unternehmen existierende Lücken schließen können. Ein Kompetenzprognose-Tools soll Unternehmen unterstützen, in der sich kontinuierlich verändernden Arbeitswelt ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Bildnachweis: www.pixabay.com

Paula Danhausen, M. Sc., Bereich Smart Mobility, Fachgruppe Smart Work FIR e. V. an der RWTH Aachen; Bildquelle: FIR e. V.

Steffen Jansing, M. Sc., Bereich Arbeits- und Produktionssysteme RIF Institut für Forschung und Transfer e. V.; Bildquelle: Steffen Jansing

In der zweiten Ausgabe des Online-Formats zum Projekt in diesem Jahr ging es am 28. Februar 2024 intensiver um ein Projekt, das die prognosebasierte Kompetenzbewertung in kleinen und mittelständischen Unternehmen zum Ziel hat.

Das Projekt „pro-kom: Prognosebasierte Kompetenzbewertung für KMU“ wird gemeinsam von den beiden Forschungseinrichtungen RIF Institut für Forschung und Transfer e. V. in Dortmund und vom FIR e. V. an der RWTH Aachen umgesetzt. Das vorrangige Ziel des Projekts ist die Analyse von Entwicklungs- und Markttrends zur prognosebasierten Bewertung der Mitarbeiter*innenkompetenzen und Ableitung von Qualifizierungsbedarfen in kleinen und mittelständischen Unternehmen.
In dieser Folge des Online-Formats gaben zu Beginn Paula Danhausen, M. Sc., und Steffen Jansing, M. Sc., aus dem Projektteam eine kurze theoretische Einführung. Sie erläuterten die Zielsetzung ihres Projektes und skizzierten den Kompetenz-Assistenten, der entwickelt werden soll.
Für die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Sicherstellung eines nachhaltigen Geschäftserfolgs ist die Nutzung des vorhandenen Kompetenzkapitals der Beschäftigten für Unternehmen essentiell. Dabei spielt die zielorientierte Gewichtung der personalen, aktivitäts- und handlungsorientierten, fachlich-methodischen sowie sozial-kommunikativen Kompetenzen eine besondere Rolle. Unternehmensspezifische Kompetenzmodelle können dabei anforderungsgerecht eingesetzt werden und die Ausrichtung unterstützen.
Das Projekt pro-kom fokussiert sich auf die Konzeption und Umsetzung eines branchenunabhängigen Kompetenzprognose-Modells. Als Ziel steht eine Machine Learning-basierte Kompetenzprognose auf dem Plan. Umgesetzt werden soll dieses in Form eines einfach anzuwendenden Online-Tools zur Kompetenzprognose.
Eine aktive Partizipation von Unternehmen unterstützt hierbei nicht nur die Forscher*innen, auch wirkt die Beteiligung unmittelbar auf die Ergebnisse des Projektes ein und unterstützt damit bereits jetzt die Anwendung in der späteren Praxis. In den einzelnen Projektphasen bestehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Mitwirkung: durch die Teilnahme am projektbegleitenden Ausschuss, an einer Befragung oder Interview sowie als Kooperationspartner*in für entsprechende Validierungs-Use Cases.
Das Projekt knüpft an viele Stränge an, die auch im Rahmen des Weiterbildungsverbunds eine Rolle spielen. Gerade die prognosebasierte Kompetenzbewertung kann für viele Unternehmen hilfreich sein.


5 Fragen an… Paula Danhausen und Steffen Jansing
Menschen, die mit uns gemeinsam in unserem Online-Format relevante Themen aus unserem Projekt-Universum betrachten. Denn persönlich ist immer besser.

Wann hatten Sie Ihre letzte berufliche Weiterbildung und zu welchem Thema?

Paula Danhausen:
An unserem Institut bekommen wir regelmäßig die Möglichkeit an Schulungen teilzunehmen, die den Arbeitsalltag als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektmanagerin unterstützen. Passenderweise habe ich vor zwei Wochen an einem zwei-tägigen Seminar zum Thema Projektmanagement teilgenommen. Der Fokus lag auf der Umsetzung von Projekten und dessen Abläufen von der Planung bis hin zum Abschluss.

Steffen Jansing:
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter bin ich täglich mit neuen Inhalten und Entwicklungen über den Stand der Technik hinaus konfrontiert. Wenn man so möchte, kommt man um einen andauernden Kompetenzerwerb nicht herum. Aber natürlich nehme ich auch fortlaufend an internen sowie externen Weiterbildungen teil. Die letzte größere externe Weiterbildungsmaßnahme über eine Woche war letztes Jahr im Bereich der Zeitwirtschaft.

Woran arbeiten Sie in Ihrem beruflichen Umfeld und wie könnte dies zu unserem Projekt passen?

Paula Danhausen:
Als Arbeitspsychologin beschäftige ich mich aktuell mit verschiedenen Aspekten der Arbeitswelttransformation. Das beinhaltet die Gestaltung hybrider Arbeitsmodelle, die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und damit einhergehend ein proaktives Kompetenzmanagement. Mein Team und ich arbeiten eng mit Unternehmen und ihren Mitarbeiter*innen zusammen, um innovative und vor allem praxisorientierte Konzepte der Arbeitsgestaltung zu entwickeln. Dazu gehört unter anderem auch die Ausgestaltung von Lehr- und Lernprozessen, um das Lernen im Prozess der Arbeit und lebenslanges Lernen zu ermöglichen. Somit verfolgen wir gemeinsam das Ziel, Weiterbildung bedarfsgerecht zu gestalten und eine lernförderliche Arbeitsumgebung zu schaffen.

Steffen Jansing:
In meiner täglichen Arbeit dreht sich alles um den Einsatz von Menschen in Produktionssystemen. Dabei stellt sich immer die Frage, wie wir die Mitarbeiter*innen und die Arbeitssysteme so aufeinander abstimmen können, dass die Arbeit möglichst effizient und ergonomisch verrichtet werden kann. Das beinhaltet auf der einen Seite die Gestaltung des Arbeitssystems, auf der anderen Seite aber auch die Befähigung der Mitarbeiter*innen zur Arbeit an diesen Systemen. Besonders vor dem Hintergrund der Arbeitsaufgabe stellen die erforderlichen Kompetenzen hier einen wesentlichen Teil der Betrachtung dar. Daher ist es entscheidend, die erforderlichen Kompetenzen möglichst frühzeitig zu identifizieren und zielgerichtet aufzubauen.

Wir arbeiten an einem Weiterbildungsverbund für unsere Region. Was spielt dabei für Sie eine besonders wichtige Rolle?

Paula Danhausen:
Zunächst ist es von entscheidender Bedeutung, die Strukturen, Probleme und Anforderungen des Bildungs- und Weiterbildungssystems in der Region zu kennen, bevor neue Interventionen gestartet werden. Dies ermöglicht es, effektive Maßnahmen zu entwickeln, die auf den vorhandenen Ressourcen aufbauen und gleichzeitig die bestehenden Lücken schließen. Um einen nachhaltigen Mehrwert zu generieren, ist es außerdem wichtig zu versuchen, einen Blick in die Zukunft zu werfen und sich zu fragen, inwiefern sich unsere Arbeitswelt verändern wird und wie auch regionale Arbeitnehmer*innen sowie Arbeitgeber*innen auf diese Veränderungen vorbereitet werden können.

Steffen Jansing:
Aus meiner Sicht ist es wichtig, die Herausforderungen aller Beteiligten in der Region spezifisch und zielorientiert zu adressieren. Das bedeutet zunächst, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen und deren praktischen Hürden zu verstehen. Sowohl die der Unternehmen und Weiterbildungsanbieter als auch die der Mitarbeiter*innen. Nur durch eine solche Abstimmung mit allen Beteiligten kann ein Konzept entstehen, das einen nachhaltigen Mehrwert für den regionalen Wirtschaftsstandort darstellt. Unter diesen Voraussetzungen halte ich den Aufbau einer entsprechenden Struktur insbesondere vor dem Hintergrund einer zunehmenden Volatilität und sich beschleunigender Veränderungen besonders im Bereich der Digitalisierung als zielführend.

Wo sehen Sie in Zukunft die größte Herausforderung, wenn wir noch digitaler arbeiten?

Paula Danhausen:
Die größte Herausforderung wird darin bestehen, sicherzustellen, dass wir mit der fortschreitenden Digitalisierung schritthalten können, während wir gleichzeitig darauf achten, dass niemand auf der Strecke bleibt. Wir müssen sicherstellen, dass alle Mitarbeiter*innen über die notwendigen Kompetenzen verfügen und weiterhin motiviert und in der Lage dazu sind, neue Fähigkeiten zu erlernen. Es wird wichtig sein, die Balance zwischen Innovation und der Umsetzbarkeit neuer Arbeitsweisen zu finden, um sicherzustellen, dass die Digitalisierung für alle von Vorteil ist.

Steffen Jansing:
Die Digitalisierung wird in allen Bereichen und Branchen eine entscheidende Rolle einnehmen, das sehen wir bereits jetzt. Besonders für die Anforderungen im Bereich der Fach- und Methodenkompetenz versprechen die aktuellen Entwicklungen eine Entlastung. Umso wichtiger scheinen aktuell personale Kompetenzen wie Lernbereitschaft, Offenheit für Veränderungen oder Innnovationsfreudigkeit. Gleichzeitig sehe ich für die Zukunft zusätzlich Herausforderungen in den sozial-kommunikativen Fähigkeiten, die durch eine zunehmende Digitalisierung massiven Anforderungsveränderungen unterliegen.

Gibt es Ihrer Meinung nach ein oder zwei ganz wichtige Kompetenzen, die wir unabhängig von digitalen Kenntnissen besitzen sollten?

Paula Danhausen:
Wichtig sind besonders die Kompetenzen, die es uns ermöglichen, in Zeiten der Digitalisierung zu arbeiten. Meiner Meinung nach ist das beispielsweise die Kompetenz, neue Fähigkeiten zu erlernen, und die Offenheit für Veränderungen. Zusätzlich sind und bleiben soziale Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit wichtig, da selbst mit den neuesten und besten Technologien der Mensch ein wichtiger Bestandteil der Arbeitswelt bleibt.

Steffen Jansing:
Sieht man die wesentlichen Treiber Digitalisierung und Automatisierung in der Arbeitswelt als unausweichliche Leitplanken zukünftiger Arbeitsgestaltung, dann wird es für den Menschen in Produktionssystemen der Zukunft in hohem Maße auf Abstraktions- und Beurteilungsfähigkeit zur Kontrolle, Anpassung und Intervention des Systemverhaltens ankommen. Zudem gewinnen die Aufgaben im Gesamtsystem einer Leistungserbringung schnell an Komplexität, so dass die Fähigkeit, Wechselwirkungen und Effektketten zu überschauen und aufzulösen – „Systemkompetenz“ im Jargon des Industrial Engineering – stark an Bedeutung gewinnen wird.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

 

Notieren Sie sich gerne den Termin für die nächste Folge des Online-Formats: Am 24. April 2024 steht das Thema „Resilient durch Weiterbildung“ im Mittelpunkt.

Sie können sich hier dazu anmelden.