September Special Nachhaltigkeit: Ergebnisse und Aussichten der zweiten Runde AG Nachhaltigkeit
In diesem Jahr kamen rund 30 Verantwortliche aus Unternehmen und Organisationen zusammen, um mehr über die Ergebnisse der Projektgruppen zu erfahren, aktuelle Themen zu diskutieren und neue Schwerpunktthemen für die Zukunft zu sammeln.
Bei bestem Sommerwetter ging es um das Thema, das mittlerweile alle Unternehmen intensiv beschäftigt: Wie können wir nachhaltiger wirtschaften? Dazu haben sich seit November 2023 Verantwortliche aus insgesamt 17 NIRO-Mitgliedsunternehmen interdisziplinär zusammengefunden, um gemeinsam in vier selbst organisierten Projektgruppen die Themen Managementsysteme, Digitaler Produktpass (DPP), Nachhaltige Beschaffung und Nachhaltigkeitsstrategie zu bearbeiten. Regelmäßige Online-Status-Meetings informierten die gesamte Gruppe über den Fortschritt in den einzelnen Gruppen. Zusätzlich flankierten Treffen in den Unternehmen vor Ort die größeren Treffen in Präsenz, in denen aktuelle Schwerpunkte näher beleuchtet wurden.
NIRO-Geschäftsführerin Ingrid Lange begrüßte die Gruppe und bedankte sich bei den vier Projektgruppen für das Engagement.
Die aktuellen Ergebnisse der Projektgruppen
Die vier Projektgruppen präsentierten an diesem Vormittag ihre Ergebnisse vor und einem größeren Kreis zur Verfügung. Sie zeichneten den Weg zur Erlangung ihrer Ergebnisse nach und reflektierten positive und negative Aspekte der Zusammenarbeit.
Für alle interessierten Unternehmen gibt es dazu eine übersichtliche Broschüre, die auf einen Blick die wichtigsten Ergebnisse zusammenführt. Hier geht es zum Download: Ergebnisse der AG Nachhaltigkeit 2. Runde August 2024
Eine Projektgruppe beschäftigte sich mit der Frage, wie sich Nachhaltigkeit in Managementsysteme integrieren lässt. Sie erarbeitete unter anderem eine übersichtliche Gegenüberstellung der einzelnen Normen und ihrer Anforderungen. Eine Erkenntnis aus dieser Projektgruppe: Die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in bestehende Managementsysteme für Qualität, Umwelt, Arbeitsschutz und Energie (IMS) ist gut umsetzbar. Unternehmen haben die Möglichkeit, ihre nachhaltigen Praktiken effizient und kohärent zu gestalten, indem sie bestehende Strukturen nutzen und erweitern. Obwohl momentan unklar ist, ob die ISO 53001 als „Management Systems for UN Sustainable Development Goals – Requirements“ bis Herbst 2025 tatsächlich eingeführt wird, könnten Nachhaltigkeitsaspekte in zukünftigen Revisionen der bestehenden
Managementnormen berücksichtigt werden.
Die zweite Gruppe fokussierte sich auf den Digitalen Produktpass (DPP). In der Europäischen Union gab es mit dem „European Green Deal“ und dem „Circular Economy Action Plan“ neue Anstöße in der Produktpolitik. Beide Strategiedokumente sehen einen elektronischen oder digitalen Produktpass als Schlüsselwerkzeug für eine umweltfreundliche und ressourceneffiziente Wirtschaft. Dieser Pass soll Informationen wie Herkunft, Zusammensetzung, Reparatur- und Demontageoptionen eines Produkts sowie seine Behandlung am Lebensende bereitstellen. Der DPP beschäftigt viele Unternehmen und die Gruppe erarbeitete eine verständliche Übersicht über die unterschiedlichen Typen der ökologischen Produktbewertung und entwickelte einen Projektsteckbrief sowie einen Projektphasenplan. Beide Formulare können Unternehmen dabei unterstützen, einen Digitalen Produktpass zu implementieren.
Die dritte Gruppe führte die Arbeit der vorigen Projektgruppe zum Thema Nachhaltige Beschaffung fort. Sie konzentrierte sich auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG), das Unternehmen dazu verpflichtet, Verantwortung für ihr wirtschaftliches Handeln zu übernehmen. Das Gesetz verfolgt das Ziel, Menschenrechte und die Umwelt weltweit zu schützen, indem menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten in den Lieferketten zu beachten sind. In der zweiten Runde dieser Projektgruppe standen ausgewählte Themen und Sorgfaltspflichten im Fokus. Das Ergebnis sind unterschiedliche Dokumente, die bei der praktischen Umsetzung des LkSG unterstützen können, darunter eine Prozessbeschreibung zur Einhaltung des deutschen Lieferkettengesetzes.
Die vierte Projektgruppe befasste sich mit dem weiten Feld Nachhaltigkeitsstrategie. So unterschiedlich Unternehmen auch aufgestellt sind, eines eint sie alle: Eine Nachhaltigkeitsstrategie ist für jedes Unternehmen von zentraler Bedeutung, unabhängig davon, ob es der Berichtspflicht nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) unterliegt oder nicht. Denn eine gute Nachhaltigkeitsstrategie steigert Resilienz in Zeiten schnellen Wandels, ermöglicht eine schnelle Reaktion auf ständig neue Anforderungen und kann Unternehmen dabei unterstützen, nachhaltig zu werden oder zu bleiben. Ein Nachhaltigkeitsnarrativ fasst dabei die Ziele, Aktionen und Maßnahmen zusammen. Als ein Ergebnis stellte die Gruppe eine Übersicht zur Verfügung, wie Management und Projektleitung sich an vier wesentlichen Elementen orientieren können.
Neben der Broschüre, die die wichtigsten Ergebnisse der vier Projektgruppen zusammenfasst, finden sich im NIRO-Wissen weiterführende Informationen und Dokumente.
Themen auf dem Podium: Kreislaufwirtschaft, transparente Lieferketten und automatisierte Erstellung eines CO2-Fußabdrucks
Nach einer kurzen Pause griff eine Podiumsdiskussion aktuelle Themen auf.
Auf dem Podium diskutierten unter Einbindung des Plenums Christian Dinter (Geschäftsführer der Rodiek & Co. GmbH), Katrin Ostheimer (Head of Partner Management bei der Integrity Next GmbH) und Claas Voigt (Geschäftsführer der Telusio GmbH).
Lebendig und in vielen Einschätzungen einig wurde im gemeinsamen Gespräch mehrfach deutlich: Es hat sich schon sehr viel getan, aber es ist noch viel mehr Luft nach oben. Vor zehn Jahren war Nachhaltigkeit (noch) kein großes Thema, doch heute haben fast alle Unternehmen Handlungsbedarf erkannt. Nachhaltigkeit ist ein großes Wort, das noch vielmehr positive Ideen und Verknüpfungen vertragen kann und nicht überwiegend als Last empfunden, sondern eher als Gewinn und Potenzial für Verbesserungen verstanden werden muss.
Die Kreislaufwirtschaft: ein Konzept, das zu Ende gedacht in der Umsetzung unseren Umgang mit Ressourcen wesentlich langlebiger und bewahrender machen kann. Anfänge sind gemacht, aber auch hier braucht die Umsetzung länger als häufig erhofft. Recycling und Rezyklate: ja vieles spricht dafür, doch alternative Wertstoffe müssen die erforderlichen Funktionen erfüllen. Die Recyklingwirtschaft steht aktuell vor vielen Herausforderungen; schreddern steht immer noch an der Tagesordnung.
Immer wieder gibt es hoffnungsvolle Momente, dass sich weiterhin viel tun wird: Auch kleine Maßnahmen führen zu Erfolgen. Was die Zukunft angeht: Künstliche Intelligenz (KI) wird viele Möglichkeiten eröffnen, die heute allenfalls vorstellbar sind. Mit einer stetig wachsenden Datenmenge, die zur Verfügung steht, und neuen Softwarelösungen, die Lieferketten transparenter machen und datengetriebene CO2-Analysen ermöglichen, sind darauf aufbauend weiterführende innovative Anwendungen denkbar und wünschenswert.
Welche neuen Themen stehen an und wie geht es weiter?
Wie sollen im Netzwerk in Zukunft nachhaltige Fokusthemen bearbeitet werden? Um dies zu klären, gab es nach einer kurzen Pause eine „Murmelrunde“, in der einzelne Kleingruppen mögliche neue Themen sammelten.
Ein kleiner Ausschnitt: Die Arbeitsgruppe Managementsysteme wird fortgeführt. Auch für das Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung und Wesentlichkeitsanalyse wurde dies gewünscht. Einzelne Aspekte sollen in Erfahrungsaustauschen und Informationsveranstaltungen berücksichtigt werden, darunter Möglichkeiten zur CO2-Kompensation, Change-Management zum Thema KI, Erfahrungen mit EcoVadis-Beurteilungen oder eine Aufstellung möglicher nachhaltiger Maßnahmen.
In verschiedenen Formaten wird NIRO eine Auswahl dieser und weiterer Themen angehen. Ein neues Experiment zum Thema Zusammenarbeit ist für den Herbst angedacht: Regelmäßig wird bei NIRO ein realer Coworking-Raum geöffnet, in dem alle Interessierten sich zusammenfinden können, um dort an ihrem Tagesgeschäft zu arbeiten.
An diesem Vormittag wurde erneut offenbar, was die Arbeit im Netzwerk ausmacht: Gemeinsam geht es besser, die Räder der anderen sind oft anpaß- und einsetzbar, Erfahrungen und Wissen zu teilen macht Freude und motiviert zu mehr.
NIRO dankt an dieser Stelle allen, die sich aktiv in dieser Arbeitsgruppe eingebracht haben und an den wertvollen Ergebnissen beteiligt waren.