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proWeiterbildung PLUS: Resilient durch Weiterbildung

Im Projekt „Ausbalanciert durch Weiterbildung – Resilient und zukunftsoffen“ wurde deutlich, dass Resilienz trainierbar ist. Entsprechende Workshops bieten Unterstützung. Bildnachweis: www.pixabay.com

Angéla van den Boom, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft für eine andere Weiterbildung (LAAW) NRW e. V.

Die drittletzte Ausgabe des Online-Formats im Rahmen des Projekts proWeiterbildung PLUS am 24. April 2024 thematisierte, wie Weiterbildung Resilienz stärken kann.

„Ausbalanciert durch Weiterbildung – Resilient und zukunftsoffen“ ist ein Projekt, das im Zuge der Resilienzoffensive für die Weiterbildungslandschaft des Landes Nordrhein-Westfalen 2023 konzipiert und seitdem umgesetzt wurde.

In den letzten Jahren haben der gesellschaftliche Wandel, zahlreiche Umbrüche, Risiken und ernste Krisen zu massiven Verunsicherungen geführt und teilweise schwere Belastungen mit sich gebracht. Doch Resilienz ist dynamisch und kann trainiert werden. Außergewöhnliche Anforderungen werden an unsere persönliche Widerstandsfähigkeit sowie an die von Organisationen und Unternehmen gestellt. Die Fähigkeit zur erfolgreichen Bewältigung muss aufgebaut, gestärkt und bewahrt werden.
Angéla van den Boom, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft für eine andere Weiterbildung (LAAW) NRW e. V., stellte in dieser Folge vor, wie das Projekt von mehreren Weiterbildungsakteuren der Erwachsenenbildung gemeinsam realisiert wurde. Verbandsübergreifend waren die AWO NRW LAG Familien- und Weiterbildung, die Paritätischen Akademien NRW, das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Nordrhein e. V., die Evangelische Erwachsenen- und Familienbildung Westfalen und Lippe e. V., der Gütesiegelverbund Weiterbildung NRW e. V. und der LAAW NRW e. V. am Projekt beteiligt.

In drei einzelnen Teilprojekten ging es darum, Bedarfe zu erkennen, im nächsten Schritt Resilienz zu stärken und Kompetenzen zu entwickeln, wie Resilienz kontinuierlich in den Lebens- und Berufsalltag manifestiert werden kann.
Das Projekt „Ausbalanciert durch Weiterbildung – Resilient und zukunftsoffen“ nahm zunächst die organisationale Resilienz in den Blick und analysierte diese in sechs Weiterbildungseinrichtungen der LAG AWO NRW und der LAAW NRW. Weiterhin wurde die individuelle Resilienz fokussiert: Durchgeführt wurden Resilienzcoachings für hauptamtliche, freiberufliche und ehren- oder nebenamtliche Beschäftigte der beteiligten Einrichtungen, die weitere Vertiefungsschwerpunkte wie zum Beispiel Gewaltfreie Kommunikation oder Konfliktmanagement boten.
Mit dieser Vorgehensweise wurde das Resilienzverständnis geklärt und Grundlagen konnten vermittelt werden. Dazu mussten vorab die Selbstwirksamkeitskompetenz, Handlungskompetenz und Gestaltungskompetenz analysiert und gestärkt werden. Die Methoden aus den Workshops sollten leicht transferierbar sein und im praktischen Einsatz erprobt werden. Dies mündete in Konzepte zur individuellen und organisationalen Resilienzstärkung sowie zur Konzipierung von entsprechenden Bildungsangeboten.

Als Ergebnis gibt es unterschiedliche Workshops für das Resilienztraining, die unter anderem Resilienztools für den beruflichen Alltag bereitstellen, in die Methoden und Konzepte der positiven Psychologie einführen, Stressentschärfungs- und Entspannungsübungen vorstellen oder auch dabei unterstützen, das eigene Resilienzprofil zu analysieren.
Mehr Informationen, die wichtigsten Ergebnisse und aktuellen Angebote zum Projekt finden sich hier.

5 Fragen an… Angéla van den Boom
Menschen, die mit uns gemeinsam in unserem Online-Format relevante Themen aus unserem Projekt-Universum betrachten. Denn persönlich ist immer besser.

Wann hatten Sie Ihre letzte berufliche Weiterbildung und zu welchem Thema?

Angéla van den Boom:
Zuletzt habe ich bei der Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – dem Landesinstitut für Schule in NRW (QUA-LiS NRW) – eine Leitungsqualifizierung für Personal in der Weiterbildungslandschaft in NRW abgeschlossen. Das war im Herbst 2023 und ist für mich beruflich als auch privat eine sehr wertvolle Weiterbildung gewesen. Weiterhin habe ich noch ein nebenberufliches Masterstudium „Public Management“ im März 2024 abgeschlossen, das ich hier auch unter „berufliche Weiterbildung“ fassen möchte.

Woran arbeiten Sie in Ihrem beruflichen Umfeld und wie könnte dies zu unserem Projekt passen?

Angéla van den Boom:
Als Geschäftsführerin des Landesverbandes für eine andere Weiterbildung NRW (LAAW.nrw) bin ich das Sprachrohr und die Interessensvertretung für unsere Mitgliedseinrichtungen gegenüber der Politik und der Verwaltung in bildungs- und finanzpolitischer Hinsicht. Die LAAW.nrw ist ein vom Land geförderter Verband, dem sich Weiterbildungseinrichtungen in freier Trägerschaft, die nach dem Weiterbildungsgesetz NRW anerkannt sind, anschließen können. Hierbei besticht der Verband vor allen Dingen durch die Diversität seiner Einrichtungen. Das bedeutet, wir führen allgemeine, kulturelle, berufliche und politische Weiterbildung und Familienbildung zusammen. Wir fördern den lebendigen Austausch unserer Mitgliedsorganisationen durch Information, Beratung, kollegialen und regionalen Dialog, sowie initiieren verbandsübergreifende Projekte, Tagungen und Fortbildungen.
Wir arbeiten mit unseren Mitgliedseinrichtungen NRW-weit zusammen, haben aber auch explizit regionale Sitzungen. In ebendiesen wird in regelmäßigen Veranstaltungen „vor Ort“ über regionale Gegebenheiten, Kooperationen und Bedarfe der Einrichtungen gesprochen und es werden miteinander Handlungsmöglichkeiten und Lösungen erarbeitet, die für alle Beteiligten sinnvoll sind und adaptiert werden können. Hier sehe ich Parallelen in der regionalen Vernetzung und gegenseitigen Unterstützung und Kooperation und weiß aus eigener Erfahrung um deren Relevanz.

Wir arbeiten an einem Weiterbildungsverbund für unsere Region. Was spielt dabei für Sie eine besonders wichtige Rolle?

Angéla van den Boom:
Zunächst möchte ich Ihnen zu ihrem großartigen Projekt gratulieren. Bildung ist nichts Statisches – sie hört nicht nach der Schule, der Ausbildung oder dem Studium auf. Ein Mensch muss sich lebenslang neuen Herausforderungen stellen und sich weiterbilden. Das hat dabei nichts mit einem Defizit der eigenen Kompetenzen zu tun, sondern mit dem Erfordernis, sich sozial, politisch und praktisch weiterzuentwickeln, um mit unserem gesellschaftlichen Wandel Stand zu halten.
Die Idee und anschließend die praktische Umsetzung, sich regional als Verbund für die (berufliche) Weiterbildung zusammenzuschließen, ermöglicht es Ihnen, gemeinschaftlich flexible und passgenaue Angebote zu entwickeln und in der Region verfügbar zu machen. Sie haben durch den Verbund neben einem sicheren Zugang zur Weiterbildung auch eine gleichbleibende Qualität und Professionalität der Weiterbildungsangebote und können eine übergreifende Anerkennung der Zertifikate anstreben.
Ich denke, dass es hierbei sehr wichtig ist, neben den beruflichen Skills, die erworben bzw. ausgebaut werden sollen, auch sogenannte Soft Skills, also die sozialen Kompetenzen, der Mitarbeitenden zu berücksichtigen und zu stärken. Weiterhin würde ich bspw. im Rahmen einer Evaluation der jeweiligen Weiterbildung nachhalten, welche Ideen und Verbesserungsvorschläge die Teilnehmenden haben und welche darüberhinausgehenden Bedarfe sie artikulieren.

Wo sehen Sie in Zukunft die größte Herausforderung, wenn wir noch digitaler arbeiten?

Angéla van den Boom:
Die Möglichkeiten, die uns eine digitale Transformation offeriert, bereichert uns beruflicher und privater Natur und ermöglichen uns ein enormes Maß an Flexibilität und Agilität. Angebote können jederzeit abgerufen, bearbeitet, pausiert oder wiederholt werden. Hierbei kann Künstliche Intelligenz ein*e Lernpartner*in sein und in diesem Rahmen Lernprozesse unterstützen und fördern. Vielleicht könnte in diesem Setting erwartet werden, dass in der Zukunft virtuelle Räume ausreichend sind und Bildungseinrichtungen, wie wir sie heute kennen, obsolet sind.
Die Herausforderung ist es, bei allen digitalen Möglichkeiten, die wir bereits haben und natürlich auch sehr zu schätzen wissen, den großen Mehrwert realer Bildungssettings und face-to-face-Kommunikation nicht außer Acht zu lassen. Lernräume sollten weiterhin auch als soziale Räume und Begegnungsräume verstanden werden, in denen miteinander kommuniziert, unterstützt, gelehrt und gelernt wird. Viel zu oft kommt dies in digitalen Lernumgebungen zu kurz, bzw. aufgebaute Netzwerke sind viel kurzlebiger und weniger verbindlich. Daher glaube ich, dass es eine Herausforderung ist, die digitale Transformation zu nutzen, aber gleichzeitig eine Balance zwischen digitalen und Präsenzangeboten zu wahren, um persönliche Kontakte und Netzwerke aufzubauen und pflegen zu können.

Gibt es Ihrer Meinung nach ein oder zwei ganz wichtige Kompetenzen, die wir unabhängig von digitalen Kenntnissen besitzen sollten?

Angéla van den Boom:
Hier ist es für mich schwierig tatsächlich nur zwei Kompetenzen herauszugreifen. Meines Erachtens gibt es etliche gleichwertige Kompetenzen, die ich hier aufführen wollte.
Eine digitale Kompetenz bedeutet u.a. die Fähigkeit zu haben, sich in der Informationsgesellschaft zurechtzufinden und an ihr teilzuhaben. Darunter verstehe ich auch die Fähigkeit, verantwortungsbewusst und reflektiert mit digitalen Medien umgehen zu können.
Weiterhin wären für mich soziale Kompetenzen bzw. kommunikative Kompetenzen essenziell. Diese sogenannten „Soft Skills“ sind nachhaltig verwertbare Fertigkeiten und Fähigkeiten, die für die Kommunikation im Team herangezogen werden und in Problemsituationen ein faires und lösungsorientiertes Handeln ermöglichen. Diese Kompetenz kann durch Weiterbildung der Arbeitnehmenden ausgebaut werden. Anschließend sind für mich die personalen Kompetenzen maßgeblich, die die persönlichen Werte und Einstellungen beschreiben, wie bspw. in der Lage zu sein, die eigenen Stärken und Schwächen realistisch einschätzen zu können, sowie durch Selbstreflexion eigenes Potenzial zu erkennen und sich dementsprechend weiterzuentwickeln.

Herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen!